Freitag, 9. Januar 2015

Wofür danken deutsche Bischöfe?

Zum Ende des Jahres ist Zeit "Danke" zu sagen - auch für Bischöfe. Zwei persönliche Rückblicke auf 2014.  (Quelle: „Tag des Herrn“, „Kirchenbote“, 6. Januar 2015)

Es ist spät am Abend oder früh in der Nacht. Von einem Besuch in einer Dresdner Pfarrei kehre ich ziemlich müde heim. Neben der Hofkirche hält die Straßenbahn. Ich drücke den Halteknopf, die Straßenbahn hält. Doch bevor ich aussteige, höre ich plötzlich den Fahrer der Straßenbahn durch den Lautsprecher: „Gute Nacht, Herr Bischof! Ich bin auch katholisch.“ Mit einem Schlag bin ich hellwach, und die Leute in der Bahn auch. Sie blicken mich, den einzigen Aussteigenden, mit großen Augen an. „Das nenne ich wahre Volkssolidarität“, ruft einer in den Wagen hinein, und viele lachen. „Na dann, eine solidarische Weiterfahrt“, rufe ich zurück, „und gute Nacht!“ Ich steige aus und winke dem Fahrer zu, der am Fenster herausschaut, und winke den Leuten in der Bahn, die vorbeifährt, zu und alle, soweit ich es sehe, winken zurück. Als ich um die Hofkirche herum nach Hause gehe, schicke ich ein kurzes Nachtgebet zum Himmel: „Danke, Herr, für diesen Straßenbahnfahrer.“ Ich fühle mich sehr glücklich, in diesem Bistum Bischof zu sein.
Heiner Koch, Bischof von Dresden-Meißen

Ich höre nicht auf zu danken, wenn ich an meine Begegnung im vergangenen Jahr mit der kleinen katholischen Kirche in Russland denke. Eingestreut in die Weiten Westrusslands sind die rund 20 000 Katholiken der Diözese Sankt Clemens wie Saatkörner in einer Fläche, die dreimal so groß ist wie die Bundesrepublik Deutschland. Und diese Saat bringt Pflanzen und Früchte hervor in Gebet und Gottesdienst, in Klöstern und sozialen Einrichtungen, in der schlichten karitativen Hilfe für Arme, Leidende, Obdachlose, Alte und Kinder. Der Besuch der Pfarreien in Wolgograd, Saratow, Marx, Uljanowsk und Kasan hat mir gezeigt, wie kleine lebendige Zellen von gläubigen Christen, die eher wachsen als schrumpfen, zusammen mit ihrem Bischof Clemens Pickel manche Hoffnung und Kraft geben können. Ebenso höre ich nicht auf zu danken für alles, was unsere Caritas sehr persönlich, pastoral, spirituell und lebenspraktisch dort in Russland einsetzt, um diese Saat in der weiten Steppe und den riesigen Städten lebensfähig, einladend und wirksam zu halten. Ich konnte den Glauben und die Liebe der Menschen dort wie auch bei unseren Leuten erleben und die Hoffnung, die die Augen erleuchtet trotz vieler leidvoller Erfahrungen.
Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück